Hinweise auf einen Vorgängerbau

Die Kelleranlage liefert Hinweise auf einen Vorgängerbau. Der größte Kellerraum mit einem Tonnengewölbe ist in Bezug auf die Hauptachse des Hauses verdreht. Er steht in keiner Beziehung zu den Außenwänden oder einer der inneren Zonen.
Er hatte ursprünglich über eine breite Steintreppe einen direkten Zugang zur Straße. Auch liegt dieser Kellerraum in der Nordostecke und ist nur über eine Treppe mit dem in der Nordwestecke liegenden Keller des Hauses verbunden. Das Gewölbe des Kelles in der Nordwestecke ragt zudem 65cm aus dem Erdboden. Der Keller in der Nordostecke dagegen liegt tiefer.
All dies weist darauf hin, dass der Kellerraum in der Nordostecke vermutlich Teil eines Vorgängerbaus ist.

Bauphase 1: um 1411 - Errichtung des Gebäudes

Das Gebäude wurde vollständig in Fachwerkbauweise errichtet. Das Tragsystem bestand aus einem dreischiffigen und vierzonigen Gerüst. Die Lasten wurden insgesamt von 20 einzelnen Ständern jeweils im Erd- und Obergeschoss getragen.
Die Gefache wurden in den Innenräumen mit Flechtwerk und Strohlehm gefüllt. Das Dach war auf beiden Giebelseiten mit einem Schopfwalm versehen.
Die in Wolframs-Eschenbach übliche Nutzung des mittleren Schiffes als Durchfahrt scheint unwahrscheinlich, wenn die Zufahrt zum hinteren Grundstücksteil wie heute an der östlichen Seite des Anwesens möglich war.

Bauphase 2: 17./18. Jh. - Teilerneuerung und Anbau

Bei der Ständerbauweise stehen die tragenden Bauteile unmittelbar auf dem Boden oder sind in diesen eingelassen. Der Nachteil dieser Bauweise ist, dass die Stützenfüße durch Feuchtigkeit geschädigt werden. Dadurch sinkt der gesamte Bau an dieser Stelle nach unten.
Diese Schäden zeigen sich innerhalb des Gebäudes durch ausgeprägte Verformungen. Die Bauherren mehrerer Generationen reagierten darauf, indem sie fast sämtliche Fachwerk-Außenwände des Erdgeschosses durch massive Wände ersetzten. Es wurden geschädigte Fachaussenwände des Obergeschosses in Fachwerk-Rahmenbauweise erneuert sowie die Decken in der Südwestecke des Erdgeschosses. Zwei Wände des Obergeschosses im südwestlichen Eckraum wurden dabei ersatzlos ausgebaut. In einigen Räumen wurden die Balkendecken mit Lehm gefüllt und verputzt.

Bauphase 3: Zweite Hälfte des 19. Jh. - Teilerneuerungen und Umbauten

Der Schopfwalm an der Nordseite wurde abgebaut und im 3. und 4. Dachgeschoss eine Giebel-Fachwerkwand errichtet. Deshalb unterscheidet sich die Fachwerk-Struktur dieser Dachgeschosse deutlich von der Struktur der darunterliegenden Geschosse. Einige Außenwände im Obergeschoss wurden mit Latten überzogen und verputzt.

Bauphase 4: 20. Jh. - Umbauten und Renovierungen

In dieser Zeit wurden mehrere Umbauten vorgenommen, die in Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Nutzung des Gebäudes stehen. So wurden z.B. in der Südostecke des Hauses zwei Garagen mit entsprechenden Öffnungen im südlichen Teil der Erdgeschoss Außenwand eingebaut. 
Zur Verbesserung des Wohnkomforts wurden Bäder und Toiletten eingebaut. Die Decken in den Gängen des Erd- und Obergeschosses wurden mit Latten und Rohrmatten überzogen und verputzt.